Sich selbst nichts wert zu sein, ist eines der leidigen Symptome einer Depression. Denn sie raubt einem jegliches „Ich bin für irgendwas gut“-Gefühl. Der Selbstwert sinkt in den tiefsten aller Keller. Ich fühle mich, in schlechten Phasen, als Last für meine Mitmenschen. Ich fühle mich nicht als guter Mensch. Und ich sehe in mir keinen Wert. Und genau hier muss man ansetzen und sich fragen „Warum bin ich es mir nicht wert?“ oder „Bin ich es mir wert, dass… ?“

Als ich in einem meiner tiefen, dunklen Täler verweilte, stellte ich fest, dass ich nichts mehr erledigt bekam. Ich duschte tagelang nicht, spülte benutztes Geschirr nicht ab und aß weniger, als das saubere Geschirr allmählich zur Neige ging. Ich richtete meine Haare nicht und ging im Schlabberlook nach draußen. Aber natürlich nur, wenn ich musste. Ich bekam meinen Haushalt nicht gebacken und ich schaffte es an manchen Tagen nicht mal, zur Fernbedienung zu greifen um Werbung wegzuschalten.
Nach einigen Tagen stellte ich mir die Frage, warum ich all diese Dinge nicht tat oder besser gesagt: nicht mehr tun konnte.
Ich war es mir einfach nicht wert, zu duschen. Denn, was soll ich duschen, wenn ich eh alleine herum sitze? Für mich? Sicher nicht.
Warum sollte ich das benutzte Geschirr abspülen, damit ich alleine von sauberen Tellern essen konnte? Weniger essen geht schließlich auch. Oder den Lieferservice bemühen. Denn kochen? Nur für mich lohnt sich das eh nicht. Warum sollte ich meine Wohnung aufräumen? Für mich? Damit ich mich wohler fühle? Bringt doch nichts.
Wozu sollte ich meine Haare machen, wenn ich sowieso nur zuhause bin?
So oder so ähnlich lief der Dialog zwischen dem logischen Teil meines Denkapparates und der Depression ab.
Die Depression redet mir, selbst heute noch, regelmäßig ein, dass ich es nicht wert bin, dass mir Gutes widerfährt. Und ich glaube ihr in diesen Momenten. Ich muss mir bewusst machen, dass ich nicht wertlos bin, nur weil eine Krankheit mir dies versucht, glauben zu machen.
Denn ich habe einen Wert. Vielleicht nicht für mich, aber für andere. Also kann ich und das was ich tue nicht allzu verkehrt sein.
Darum richte ich nun öfter meine Frisur, auch wenn mir gar nicht danach ist und koche häufiger bewusst aufwendig, um mir selbst etwas Gutes zu tun. Auch wenn es sich merkwürdig anfühlt, ist das ein guter Schritt zur Selbstakzeptanz. Und ich schreibe absichtlich von „Selbstakzeptanz“… Denn von Selbstliebe bin ich noch Lichtjahre entfernt.