Von Gefühlen und persönlichem Pech

Es war lange still hier auf meinem Blog, weil sich einige Dinge, beruflich wie privat, ergeben und entwickelt haben, die meine volle Aufmerksamkeit erfordern. Zudem haben sich bei meinem Buchprojekt noch einige Verzögerungen ergeben. Aber hier darf ich mit Freude verkünden, dass das Buch bald in den Startlöchern stehen wird. News folgen in ein paar Tagen.

Nun möchte ich aber auf das Gefühl eingehen, welches dahinter steht. Wenn Projekte nicht so funktionieren, wie gewünscht. Wenn offenbar alles schief zu gehen scheint und sich dies wie ein roter Faden durch die Existenz zieht. Sicherlich ist dieses Gefühl nicht immer objektiv, sondern oft auch den Situationen geschuldet, in denen sie sich bemerkbar machen. Nichtsdestotrotz bin ich durch meine Depression sehr gut darin, mir einzureden, dass es „immer so läuft“, dass ich „immer Pech habe“ und dass es „ja klar war, dass es nicht funktioniert hat. Wie immer eben.“

Und das ist nicht mal gelogen, denn in genau diesen Situationen spielt mir mein Hirn sämtliche Situationen vor, die schiefgelaufen sind. Und mein Gefühl, ein Versager zu sein, bestätigt sich dadurch. Ich kann nichts. War klar, dass es nichts wird. Bei mir geht eh alles schief. So lauten die Sätze, die ich mir vorwerfe und ich falle in eine tiefe Traurigkeit, wenn sich dies durch einen weiteren Zwischenfall bestätigt.

Danach brauche ich einige Tage, bis ich wieder auf dem Damm bin und die Dinge wieder sachlich angehen und regeln kann. Und genau vor diesem Punkt stehe ich gerade. Mit meinem Buch lief in den letzten Wochen einiges schief und es verzögert sich immer weiter. Mittlerweile bin ich froh, wenn das Projekt endlich fehlerfrei veröffentlicht ist und ich mich nicht mehr mit Verlagen, Druckereien, Fehlersuche und Warterei aufhalten muss und mich anderen Dingen widmen kann. Schade daran ist, dass ich sehr stolz auf dieses Buch bin, weil es eines der größten Dinge ist, die ich geschaffen habe. Andererseits frustriert mich, dass es nicht einfach geradeaus laufen kann und sich immer neue Fehler auftun und Steine in den Weg legen, die alles weiter verzögern.

Dennoch werde ich mich dem Buch und der Veröffentlichung weiterhin sehr intensiv widmen und dafür sorgen, dass ich endlich so stolz darauf sein kann, wie ich es mir wünsche und wie ich es war, als ich es das erste Mal fertig als Probeexemplar in den Händen hielt. Weil ich nicht möchte, dass das Pech, was mich in diesen Zeiten anzuziehen scheint oder die Depression gewinnt.

Fragen kostet nichts.

Sonntag ist für mich Blog- und Erledigungstag. Sofern ich mich dazu aufraffen kann. Heute kann ich es, daher beglücke ich Euch an diesem kalten, schneereichen (hab ich schon erwähnt, dass ich Schnee nicht mag?) Februarsonntag mit einigen Ergüssen aus meiner Gedankenwelt. Mein heutiges Thema ist der Umgang mit an Depressionen Erkrankten.

Ich werde häufig gefragt, wie man als Angehöriger mit Menschen umgehen soll, die an einer Depression leiden.

Diese Frage zu beantworten ist ziemlich simpel: „Ganz normal, wie mit jedem Anderen auch.“

Die Angst, einem Depressiven (ich hasse dieses Wort übrigens) vor den Kopf zu stoßen oder etwas falsch zu machen, ist vollkommen natürlich. Denn es kann passieren, dass egal was man versucht, alles falsch zu sein scheint. Aber dies liegt nicht an Euch. Dies liegt vielmehr daran, dass wir nichts mit uns anzufangen wissen und in unseren Gedanken gefangen sind.

Sicher benötigt jemand, der emotional gerade strauchelt etwas mehr Feinfühligkeit und Taktgefühl. Aber im Großen und Ganzen sind wir Depressiven auch nur Menschen. Man kann uns fragen, wie es uns geht, ob wir etwas brauchen, man kann uns kontaktieren, wenn wir es selbst nicht schaffen und, dies ist der wichtigste Punkt: Man kann uns offen fragen, wie man mit uns umgehen soll, wenn es uns schlecht geht. In den meisten Fällen antworten wir ehrlich mit dem, was wir in diesem Moment brauchen.
Ruhe, Nähe, Ablenkung, Hilfe, eine Schulter… was auch immer.
Denn wenn wir schon nicht wissen, wie wir mit der Depression umgehen sollen – woher wollen es diejenigen wissen, die die tiefen Täler nicht kennen?
Also fragt uns einfach. Und ihr bekommt meistens auch eine Antwort.
Grenzt uns nicht aus, auch wenn wir das zu signalisieren scheinen. Seid nicht böse, wenn wir uns tagelang nicht melden oder nur kurz und knapp antworten. Bietet uns Eure Hilfe an, auch wenn Ihr wisst, dass wir sie ablehnen werden. Was sicherlich vorkommen wird. Aber wir vergessen es nicht. Vielleicht erwischt Ihr auch den Moment, in dem es genau zum richtigen Zeitpunkt kommt. Vertraut uns, auch wenn wir so wirken, als hätten wir nichts im Griff. Macht trotzdem Witze, fragt uns nach Unternehmungen und vergesst niemals, dass wir dieselben Menschen sind, wie sonst auch.Nur mit einer Krankheit geschmückt, die uns vorgaukelt, für alles und jeden eine Last zu sein.
Nicht mehr und nicht weniger.

Was bin ich mir wert?

Sich selbst nichts wert zu sein, ist eines der leidigen Symptome einer Depression. Denn sie raubt einem jegliches „Ich bin für irgendwas gut“-Gefühl. Der Selbstwert sinkt in den tiefsten aller Keller. Ich fühle mich, in schlechten Phasen, als Last für meine Mitmenschen. Ich fühle mich nicht als guter Mensch. Und ich sehe in mir keinen Wert. Und genau hier muss man ansetzen und sich fragen „Warum bin ich es mir nicht wert?“ oder „Bin ich es mir wert, dass… ?“

Als ich in einem meiner tiefen, dunklen Täler verweilte, stellte ich fest, dass ich nichts mehr erledigt bekam. Ich duschte tagelang nicht, spülte benutztes Geschirr nicht ab und aß weniger, als das saubere Geschirr allmählich zur Neige ging. Ich richtete meine Haare nicht und ging im Schlabberlook nach draußen. Aber natürlich nur, wenn ich musste. Ich bekam meinen Haushalt nicht gebacken und ich schaffte es an manchen Tagen nicht mal, zur Fernbedienung zu greifen um Werbung wegzuschalten.
Nach einigen Tagen stellte ich mir die Frage, warum ich all diese Dinge nicht tat oder besser gesagt: nicht mehr tun konnte.
Ich war es mir einfach nicht wert, zu duschen. Denn, was soll ich duschen, wenn ich eh alleine herum sitze? Für mich? Sicher nicht.
Warum sollte ich das benutzte Geschirr abspülen, damit ich alleine von sauberen Tellern essen konnte? Weniger essen geht schließlich auch. Oder den Lieferservice bemühen. Denn kochen? Nur für mich lohnt sich das eh nicht. Warum sollte ich meine Wohnung aufräumen? Für mich? Damit ich mich wohler fühle? Bringt doch nichts.
Wozu sollte ich meine Haare machen, wenn ich sowieso nur zuhause bin?
So oder so ähnlich lief der Dialog zwischen dem logischen Teil meines Denkapparates und der Depression ab.
Die Depression redet mir, selbst heute noch, regelmäßig ein, dass ich es nicht wert bin, dass mir Gutes widerfährt. Und ich glaube ihr in diesen Momenten. Ich muss mir bewusst machen, dass ich nicht wertlos bin, nur weil eine Krankheit mir dies versucht, glauben zu machen.
Denn ich habe einen Wert. Vielleicht nicht für mich, aber für andere. Also kann ich und das was ich tue nicht allzu verkehrt sein.
Darum richte ich nun öfter meine Frisur, auch wenn mir gar nicht danach ist und koche häufiger bewusst aufwendig, um mir selbst etwas Gutes zu tun. Auch wenn es sich merkwürdig anfühlt, ist das ein guter Schritt zur Selbstakzeptanz. Und ich schreibe absichtlich von „Selbstakzeptanz“… Denn von Selbstliebe bin ich noch Lichtjahre entfernt.

Winter, Depression & Zeitverschwendung

Hallo. Mein Name ist Andy Feind und ich hasse Winter.

So oder so ähnlich könnte ich mich neuen Personen immer vorstellen. Denn an dieser Jahreszeit gibt es kaum Gutes. Es ist kalt und glatt. Die Menschen verlernen, was man in der Fahrschule teuer gelernt hat. Man muss Zeit verschwenden, in dem man die weiße Pest von Gehwegen, Einfahrten, Autos und Straßen entfernt, nur damit wenige Stunden später dieselbe Scheiße von vorne beginnt. Das nervt. Und wenn man auch nicht auf Wintersport steht, dann gibt es wirklich nichts Gutes am Winter.
Außer dass es schön aussieht. Das war’s dann aber auch schon.

Wenn ich meinen Mitmenschen meinen Unmut über die aktuelle kaltweiße Wetterlage kundtue, dann höre ich stets Sätze wie „Dann wohnst du aber falsch“, „So ist das im Schwarzwald eben“, „Ich wäre froh, hier gäbe es so viel Schnee“ oder „Kann man halt nicht ändern“. Nur zur Info. Das weiß ich selbst. Und hätte ich die Wahl und die finanziellen Mittel, dann würde ich an einem Ort leben, an dem es keinen Schnee gibt. Auch nicht an Weihnachten. Weil mich das Zeug maximal nervt.

Zusätzlich zu meiner grundsätzlichen Abneigung dem Winter gegenüber kommt noch, dass der Winter meine Depression ver- oder zumindest bestärkt. Die Sonne scheint weniger, mein Genervtheitspegel ist sowieso schon höher als sonst und die Motivation das Bett oder meine Couch zu verlassen, befindet sich beinahe auf dem Nulllevel. Was schlecht ist.
Hinzu kommt, dass ich diese Woche mit einer Grippe zuhause lag und so gut wie keine menschliche Interaktion hatte. Also nahm ich mir für den heutigen Samstag vor, das Haus zu verlassen, einkaufen zu gehen und mal wieder unter Menschen zu gehen.

Als mich dann die erste Schneefräse um 04:45 Uhr weckte, wusste ich, dass die Pest sich weiter ausgebreitet hat. „Egal, vielleicht ist es später ja doch nicht so viel.“
Im Schwarzwald. Das habe ich mir tatsächlich eingeredet. Als ich gegen 10 Uhr wieder von einer Schneefräse geweckt wurde, wusste ich, dass heute ein Kampf wird. Ich war bereits von dem Geräusch so genervt, dass ich mich weitere anderthalb Stunden im Bett herumdrückte.

„Hallo Depression, leg‘ dich einfach neben mich und sei still“, hörte ich mich schon förmlich sagen.

Also raffte ich mich auf und sah mir das unvermeidliche Elend an. Alles weiß. Die Autos und Straßen komplett verschneit. Nicht gerade das, was man einen Stimmungsaufheller nennt.

Somit sitze ich nun hier, schreibe an diesem Eintrag und überlege mir schon, wie ich es am Besten vermeide, meine Wintersachen anzuziehen, mein Auto erst freizuschippen und danach noch vom Eis zu befreien und in das arschkalte Fahrzeug zu steigen, um mit gefühlter Schrittgeschwindigkeit zu einem Supermarkt zu fahren. Vermeidung, olé.
Das Problem an der Sache ist, dass mir die Decke auf den Kopf fällt, da ich die ganze Woche zuhause war. Aber das werde ich hoffentlich noch zwei Tage überleben.

Zum Glück gibt es Lieferdienste, denn diese werden mich wahrscheinlich nun durch das Wochenende bringen, da ich heute nicht willens bin, das Haus zu verlassen um mir den Arsch abzufrieren oder Zeit mit Schneeschippen zu verbringen.

In diesem Sinne,

frohes Frieren.

Die Flamme des Versagens

Samstag. Dezember.

Ich sitze in meinem aufgeheizten Wohnzimmer, während draußen jemand motiviert das harte Eis von seiner Windschutzscheibe kratzt. In knappen zwei Wochen ist schon wieder Weihnachten. Mir selbst fehlt bisher jegliche Weihnachtsstimmung, sowie die passenden Geschenke. Also, bevor ich mich in meiner kommenden Urlaubswoche hektisch ins Getümmel stürze, um Weihnachtsgeschenke zu besorgen und mich über die Menschheit aufzuregen, will ich dieses Wochenende noch etwas produktives auf die Beine stellen. Also sitze ich wieder ein mal vor dem Manuskript meines Buches.

Das Grundmanuskript des Buches habe ich bereits vor über zwei Monaten abgeschlossen, so dass ich zwischenzeitlich meine zehn Testleser und Testleserinnen ins Boot geholt habe und ihnen das Manuskript zukommen ließ. Mir war bei der Sache nicht ganz wohl, da es ja schließlich ein sehr persönliches Buch ist und ich fast zwei Jahre meines Herzblutes darin investiert habe. Aber ich tat es. Ich schickte die Mail mit dem Manuskript ab und harrte der Rückmeldungen. Manche sind bereits eingetroffen, so dass ich letzte Woche mit den Korrekturen meines Manuskriptes begonnen habe.

Dies ist nun allerdings auch der Punkt, an dem meine Depression sich wieder blicken lässt. Auch wenn es mir momentan ziemlich gut geht, wie behaupten würde, so spüre ich, wie die Depression geduldig im Hintergrund lauert und wieder nur darauf wartet, mich anzusticheln.

Für eine an Depressionen erkrankte Person, sind persönliche Fehler schwierig auszuhalten und man wirft sie sich schnell und ausgiebig vor. Fast so, als würde man es genießen, die eigenen Fehler vorgehalten zu bekommen. Und bei einer Korrekturlesung geht es paradoxerweise doch um genau dieses. Die Fehler, die man im Manuskript gemacht und übersehen hat, anzumerken und auszubessern. Und genau hier setzt alles wieder ein.

„Wieder ein Komma übersehen. Ganz toll. Egal, ausbessern und weiterscrollen. Oh, Rechtschreibfehler. Super, als wäre ich nicht in der Schule gewesen und wüsste nicht, wie man das Wort „sodass“ schreibt. Großartige Leistung, Herr Autor. Naja, weiter im Text. Oh, ein doppeltes „es ist“. „Es ist es ist“ – was ist denn so wichtig, dass mir das doppelte Lottchen nicht aufgefallen ist? Was, wenn das jemand lesen würde, weil ich zu viele Fehler gemacht habe? Das Ganze ist doch jetzt schon zum Scheitern verurteilt.“

Ich weiß in der logischen Ecke meines Gehirns, dass diese Gedanken Schwachsinn sind. Denn eine Korrektur ist ja genau dazu da, da jeder Mensch Fehler macht. Und wenn es um persönliche Themen geht, vielleicht noch mehr, als sonst. Weil man abgelenkt und zu sehr im Thema ist und sich nicht noch auf korrekte Kommasetzung oder Grammatik konzentrieren kann. Dennoch flackert in mir immer eine kleine helle Flamme des Versagens auf, wenn ich im korrigierten Manuskript eine hellgelbe Anmerkung sehe. Fehler auszuhalten und diese einfach zu verbessern sind ein gutes Training für den Alltag. Zu Fehlern sollte man stehen und ihnen nicht aus dem Weg gehen. Missgeschicke sollten belächelt und nicht als peinlich gewertet werden. Oder im schlimmsten Fall als Abwertung der eigenen Person. Wenn man sich diesen Gedanken bewusst macht, wird es zwar nicht besser, da die Flamme weiterhin aufflackert, aber ich komme manchmal schneller darüber hinweg. Manchmal. Nicht immer. Das wäre auch zu viel verlangt.

Nun setze ich mich also an die Korrekturfassung meines dritten Testlesers und halte weiterhin meine Fehler aus. Vielleicht sind manche ja bereits ausgemerzt und es wird gar nicht so schlimm. Vielleicht lege ich das korrigierte Manuskript auch nach zehn Seiten beiseite und gehe den Fehlern für heute aus dem Weg. Morgen ist schließlich auch noch ein Tag.

Zweifel im Zusammenspiel mit der Depression

Zweifel sind ein wesentlicher Bestandteil meiner Depression. Ich zweifle ständig und viel.
An mir, an dem was ich tue und an dem was ich tun sollte. Weil ich unsicher bin. Weil es mir unangenehm ist, zu Scheitern. Niemand scheitert gerne, aber ich male mir die schlimmsten Situationen bereits im Vorfeld aus. Was nicht selten für schlaflose Nächte sorgt.

Heute ist einer dieser Zweifel-Tage. Ich zweifle besonders an meiner Autorentätigkeit und meinem Buch „Gedankengewitter“. Nicht, weil ich glaube, dass es schlecht ist. Sondern, weil ich bisher immer dachte, dass das Schreiben eines Buches der schwierigste Teil eines Schriftstellers ist. Ist es aber bei weitem nicht.

Es stehen so viele Dinge und Fragen im Nachhinein an, die berücksichtigt werden wollen:

  • Das Buch liegt momentan bei meinen Testlesern. Wie werden sie reagieren?
  • Es muss noch korrigiert werden, wenn die Testleser damit fertig sind.
  • Die Verlagssuche ist unheimlich anstrengend und frustrierend.
  • Sollte ich als Selbstverleger auftreten?
  • Bei welchem Anbieter sollte ich als Selbstverleger landen?
  • Wenn ja, welchen Preis soll ich für den Verkauf anstreben?
  • Hardcover oder Paperback?
  • Hochwertiger oder günstiger? Immerhin ist es mein erstes und vielleicht einziges Buch.
  • Ein Cover muss ausgesucht und produziert werden.
  • Der Text muss noch gesetzt werden, damit er im Buch gut aussieht.
  • Welche Schriftart nehme ich für das Buch?
  • Brauche ich einen weiteren Lektor, der die grammatikalischen Schwächen ausmerzt?
  • Als Selbstverleger muss ich ein Gewerbe anmelden, wenn ich meine Bücher selbst verkaufen möchte.
  • Was kommt dabei auf mich zu?
  • Wie organisiere ich Lesungen?
  • Benötige ich Sponsoren für die Lesungen?
  • Inwiefern kann und muss ich Marketing machen?
  • Lohnt sich das alles?

Viele Fragen, viele Zweifel. Ein schier unüberwindbarer, monströser Berg an Aufgaben, Abklärungen und Unwissenheit, der mich heute fast an den Gedanken bringt, das Ganze sein zu lassen und den einfacheren Weg einzuschlagen. Nichts zu tun. Nicht mehr offen darüber sprechen, wie es mir geht. Mein Buch nicht mehr zu bewerben.
Aber dann würde ich meiner Depression wieder die Macht über mich geben. Ich habe schon viel Lob zu meinem Manuskript erhalten, kann es aufgrund der Depression aber nur selten wirklich als Erfolg für mich verbuchen. (haha – Wortspiel)

Ich hadere auch mit der Öffentlichkeitsarbeit. Mache ich das alles richtig? Was, wenn ich jemandem nicht helfen kann?
Hat das alles dann überhaupt einen tieferen Sinn?

An Tagen wie heute zweifle ich an meiner Fähigkeit etwas leisten zu können. Etwas bewegen zu können. Und etwas schaffen zu können, wie „Gedankengewitter“, das die Leser in den Herzen und den Seelen berührt. Ein Buch, welches den Leser zum nachdenken bringt und einen AHA-Effekt auslöst. Ich muss mir schier einreden, dass alles gut ist, wie ich es mache. Und dass es vollkommen in Ordnung ist, von diesen ganzen Fragen und Eindrücken auch mal überfordert zu sein. Es ist in Ordnung, nicht alles zu wissen oder erahnen zu können.

Auch wenn die Depression mir in den Kopf setzt, ich müsse alles wissen und planen können.

Morgen sieht vielleicht alles wieder etwas klarer aus.

Erschütterung.

Ich habe lange überlegt, ob es für mich Sinn macht, einen Blog zu erstellen.

Würde ich ihn regelmäßig führen?
Würde ihn jemand lesen?
Geht er nicht in der Masse von Blogs unter?
Was erwartet mein Publikum von meinem Blog?

Viele Fragen. Wenige Antworten.
Und dann passierte etwas in meinem Umfeld, das mir das Gefühl gab, ich muss den Blog erstellen.
Vollkommen egal, wie regelmäßig er gefüttert wird. Hauptsache, es stehen Dinge darin, die sinnvoll und wichtig sind.

Ich möchte zum gestrigen Montagmorgen springen.
Mein Wecker klingelte, ich wachte müde auf und blickte auf mein Handy. Ich erhielt die Nachricht, dass sich jemand in meinem Umfeld das Leben genommen hat.
Erschütterung machte sich in mir breit. Plötzlich war ich hellwach und eine Frage tauchte den gesamten Tag über in mir auf:

„Hätte man den Suizid verhindern können?“

Suizide sind eine schwierige Angelegenheit, da Menschen ungern darüber sprechen. Allgemein über den Tod wird ein viel zu großes Tabu gemacht.
Aber über Selbstmorde muss gesprochen werden. Und aus genau diesem Grund erstelle ich diesen Blog. Aus diesem Grund schreibe ich mein Buch. Aus diesem Grund möchte ich Lesungen und Vorträge über Depressionen und die Gefahr des Suizids sprechen. Weil es verdammt nochmal wichtig ist, darüber zu sprechen.

Es ist so wichtig, dass jeder, der den Mut findet, über seine Erkrankung zu sprechen, darüber spricht und andere Personen aufklärt. Eben weil man nicht wissen kann, wie sich ein depressiv Erkrankter fühlt, wenn man nicht schon in der Situation war. Weil niemand einfach erahnen kann, wie die Gedankenwelt eines Suizidgefährdeten aussieht. Also geht zu Vorträgen von Menschen die darüber sprechen, wenn ihr jemanden kennt, der Depressionen hat. Was habt Ihr zu verlieren? Maximal zwei Stunden Lebenszeit… die einem Anderen das Leben retten können.

Suizide können verhindert werden, in dem man sich selbst sensibilisiert. Auf die Worte der Menschen, die man liebt. Auf Veränderungen im Wesensbild dieser Menschen. Mir ist auch klar, dass nicht alle Selbstmorde verhindert werden können, aber jeder einzelne, der nicht durchgeführt wurde, ist ein riesiger Erfolg. Depressionen sind eine verdammt ernste Erkrankung, auch wenn es nicht immer so scheint.

Achtet auf Euer Umfeld. Bleibt aufmerksam und passt auch auf Euch auf.
Nur dann können sinnlose Selbstmorde verhindert und Menschen vor sich selbst und den tödlichen Folgen der Depression beschützt werden.

 

  • Andy Feind
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